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Bemühungen der Akademie um eine Verbesserung der Schulen in Baiern



Quellen:

1) Vorläufige Geschichte der Aufklärung und Litteratur in Baiern unter Maximilian Joseph
     in: o.Verf. Annalen der Baierischen Litteratur vom Jahr 1778... Bd.1, Nürnberg 1781
     (= ann. )

2) Annalen der Baierischen Litteratur vom Jahr 1778... (auch 1779, 1780), s.o.,
     (= ann. )

3) o.Verf. (vermtl. Anton von Bucher): Beyträge zu einer Schul- und Erziehungsgeschichte in Baiern. München 1778
     (= bey. )

4) o.Verf. (vermtl. Heinrich Braun): Pragmatische Geschichte der Schulreformation in Baiern aus ächten Quellen. München 1783
     (= pra. )
 
 

"Der Zustand Baierns war damals, ehe noch der beste Fürst durch seine Edlen Licht in die Wüste hintragen ließ, ein Zustand der dikesten Finsterniß. Wahn, Vorurtheile, Dummheit thronten in den Herzen des Landes, - Unsinn in den Schulen - Barbarei in Gerichtshöfen, auf Kanzeln, in den Pallästen der Großen, wie in den Häusern der Bürger, und in den Hütten der Bauern. Man dachte nichts, las nichts, empfand nichts, und irgendein kleines Gebethbüchlein war, nebst der Legende der heiligen, und etwa einem alten Ritterromane das einzige Buch, welches bei Vornehmen und Geringen bekannt war."

(Ann. 2)
 
 

"Der Akademie war Ernst, die Nation von den Ketten der Vorurtheile loszumachen, und sie frei, vernünftig, und edel denken zu lehren. Da eine ausgebreitete Lektüre das verfänglichste Mittel ist, diesen Zweck zu erreichen: so errichtete sie einen akademischen Buchhandel, nebst einer Druckerei. Dadurch wurde das Publikum mit den neuesten und besten Schriften aus allen Wissenschaften versehen.

und so wachte mancher auf, ohne daß er es zuvor gewünscht hätte."

(Ann. 13)
 
 

"Man hatte gleich beim Anfange dieser großen Revolution mit den bittersten Ungemachen zu kämpfen. Der Pöbel war unzufrieden, und murrte, daß man ihn nun gewöhnen wollte, das Licht zu ertragen, da er zuvor nur gewohnt war im Finstern zu tappen; Leute, welche von der Unwissenheit des Volks lebten, merkten, daß durch dergleichen Unternehmungen ihr ganzes Gewerbe zusammensinken dürfte; sie wandten also alle Mühe an, das Volk noch hartnäckigter, und unzufriedener zu machen. Man verleumdete, verketzerte, verfreigeisterte, und die stillen Kabalen, und offenbaren Verfolgungen waren so groß, daß man wirklich den Muth und Patriotismus derjenigen bewundern muß, welche dessen ungeachtet, das Geschäft, ihr Vaterland aufzuklären, mit unermüdetem Eifer fortsetzten.

(Ann. 13)
 
 

Heinrich Braun, aus dem Kloster Tegernsee,wurde 1765 von der Akademie berufen, auf dem akademischen Saale die "deutsche Sprache, die Dicht- und Redekunst" zu lehren.

(Ann. 17)
 
 

Braun, Heinrich:

Anleitung zur deutschen Sprachkunst, zum Gebrauche der Schulen in den Kurlanden zu Baiern. München 1765
 

Braun, Heinrich:

Anleitung zur deutschen deutschen Dicht- und Versekunst, zum Gebrauch akademischer Vorlesungen. München 1765
 

Braun, Heinrich:

Anleitung zur deutschen Redekunst in kurzen Sätzen, zum Gebrauch akademischer Vorlesungen. München 1765

(Ann.18)
 
 

"Amtspersonen in großen, runden Perüken ärgerte es, daß man sie nun überweisen wollte, sie verstünden nicht Deutsch. Andere, welche zuvor bei der allgemeinen Unwissenheit der Nation ihr weniges Wissen als höchste Stuffe menschlicher Gelehrsamkeit ausposaunt hatten, schmerzte es, daß ihre Prahlerei Bankerout machen sollte. Das Volk verstund und dachte nichts; lärmte aber desto rasender, je weniger es von der Sache verstund."

(Ann.18)
 
 

Braun, Heinrich: Von den Vortheilen des Staats aus der deutschen Sprachkunst. München 1765
 

Braun, Heinrich: Von der Kunst zu denken, als dem Grunde der wahren Beredsamkeit. München 1765

(Ann.19)
 
 

Braun, Heinrich u. Pfeffel, Christian Friedrich: Baierische Sammlungen und Auszüge zum Unterricht und Vergnügen. München 1765 ff. (4 Jahrg.)

(Ann.19)
 
 

"Die Jesuiten, welche bisher die Gelehrsamkeit in der Pacht hatten, und mit der Goldwaage in der Hand ihren Studenten die Wissenschaft granweise verkauften, merkten, daß es nun hohe Zeit wäre, auch einmal dergleichen zu thun, als wenn sie ihre Zöglinge, die Studenten, mit Ge-schmack und Litteratur näher bekannt machen wollten. Geht das Ding so fort, wie bisher, dachten sie, so werden die Leute durch die Bemühungen der Akademie allgemach klüger, und fangen an, es zu verstehen, daß wir unsere jungen Leute nichts Gründliches, Nützliches und Brauchbares gelehrt haben."

(Ann.21 f).
 
 

Osterwald, Peter von:

Akademische Rede von der lateinischen Sprachlehre.

München 1765

(diese Rede setzte die alten Lehrer in Verlegenheit. Osterwald warf in dieser Rede die Frage auf, ob der Mensch schon genug wisse, wenn er sonst nichts als lateinisch verstünde, zweitens ob man bisher nach der gewöhnlichen Methode auch wirklich latein verstehen gelernt habe, und da zeigte er alle Fehler, welche bisher bei Erlernung dieser Sprache begangen worden. Was war nun bei diesen mißlichen Umständen zu thun? Man stund zusammen, berathschlagte sich, und wurde endlich einig, auch in diesem Stück eine Reformation vorzunehmen. Allein es gieng der Lehrart, wie einer alten Marionettenpuppe; man gab ihr einen neuen Anstrich, einen Firniß; sie selbst aber, die Puppe, blieb alt. Das ganze, was die Jesuiten in dieser Sache gethan haben, ist, daß sie um eine Schule weniger heitzten, den Namen vom kleinen Syntax reducirten, und die sogenannte Scholam humanitatis in Zukunft Rhetoricam primam nannten.)

(Ann.23 f.)
 
 

Törring zu Dettenbach, Graf von:

Auszug aus der politischen Weltgeschichte

zum Gebrauche junger Herren von Adel in den Kurlanden Baierns.

München 1766

(... er schlug dadurch den in den Schulen eingeführten "opusculis historiae" des P. Du Fresne S.J., welche alle Narrenstreiche des Kaligula, Heliogabalus etc. auf das genaueste erzählten, die wichtigsten historischen Fakta aber verschwiegen, und durchaus von der geistlichen, und weltlichen Macht, unächte Begriffe beibrachten, eine unheilbare Wunde ...)

(Ann.25)
 
 

Bemerkungen zu Don Sterzingers Rede "von dem gemeinen Vorurtheile der würkenden und thätigen Hexerei",

München 1788

(Ann.27 f).
 
 

Braun, Heinrich:

Deutsch orthographisches Wörterbuch, nach den Regeln der Anleitung zur deutschen Sprache. München 1767, (1771: 2. verbesserte und vermehrte Auflage)

(Ann. 33 f).
 
 

Braun, Heinrich: Von der Wichtigkeit einer guten Einrichtung im deutschen Schulwesen. München 1768
 

Braun, Heinrich: Anleitung zur deutschen Sprachkunst, zum bequemen Gebrauch der Jugend ins Kurze gezogen. München 1768
 

Braun, Heinrich: Briefe. München 1768
 

Braun, Heinrich: Sammlung von guten Mustern der deutschen Sprach- Dicht- und Redekunst. München 1768

(Ann. 38)
 
 

1770:

"Braun wurde zum Aufseher über die Schulen ernannt, und beförderte in kurzer Zeit verschiedene Lehrbücher für die Trivialschulen, wie auch einen Plan der neuen Schuleinrichtung in Baiern nebst einem Unterricht für Schullehrer, zum Drucke. Im Jahre 1770 erschien von höchster Stelle ein Generalmandat, daß man die alten Schulbücher aller Orten weglegen, und sich dafür der neuen bedienen sollte. Man las das Mandat, legte es weg, und - that in den meisten Orten, was man zuvor gethan hatte. Es ist niemals so gewesen, war die Antwort des Pöbels; es führt zum Verderben, sagte die Geistlichkeit; der Plan läßt sich nicht ausführen,sagten die Schullehrer. Im Jahre 1771 wurde ein neues Generalmandat kund gemacht, worinn die Winkelschulen aller Orten abgeschafft, und Schuldirektoren aufgestellt wurden. Man las auch dieses Mandat, und - legte es weg. Indessen wurde es doch in einigen Orten, besonders in München befolgt. Man führte daselbst die neuen Schulbücher ein, und errichtete eine Musterschule im Frauenstift."

(ann. 45 f).
 
 

1772:

"Auch für das Schulwesen brach ein günstiger Zeitpunkt heran: Man drang immer mehr darauf, die neuen Schulbücher einzuführen, und die alte mechanische Lehrmethode zu verbannen. Maximilian III., den die Sorge für die Erziehung der Jugend unsterblich macht, ließ von dem berühmten Medailleur Scherga Preismünzen verfertigen, welche den Schulkindern, die sich vor anderen durch Fleiß, und Geschicklichkeit hervorgethan haben würden, ausgetheilt werden sollten.Bucher, welcher die Direktion der deutschen Schulen auf sich hatte, hielt bei dieser öffentlichen Beschenkung der Kinder eine Rede von dem Vorzuge der öffentlichen Schulen vor dem Privatunterricht! München 1772."

(ann. 52)
 
 

1773:

"Im folgenden Jahre las er bei eben dieser Feierlichkeit eine zwote Rede ab, wohin die Haubt-sorge der Schulen für Kinder abzielen soll. München 1773."

(ann.52)
 
 

"Während daß man allenthalben Verbesserungen in Trivialschulen vornahm, blitze Clemens XIV. um das Ende dieses Jahres (1773) seine Bulle: Dominus ac Redemptor auf den Orden der Jesuiten, welche Zaubser, um das Volk mit den Ursachen dieser wichtigen Revolution bekannt zu machen, aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzte. Hier erhielt man nun völlige Freiheit, auch die lateinischen Schulen nach Belieben zu verbessern. Man konnte in der Geschwindigkeit das alte Gebäude zwar nicht gleich ganz niederreissen, und ein neues aufbauen; indessen erschien doch schon im Jahre 1774 ein neuer Schulplan, worinn vieles von der alten Lehrart verbessert, manches abgeschaftt, und manches hinzugethan ward.Man lehrte nun in Schulen nicht mehr, wie bisher bloß Latein; man brachte den Jünglingen auch andere für ihr künftiges Leben brauchbare Kenntnisse bei. Zu diesem Ende wurden nach und nach, verschiedene Lehrbücher aus der Mathematik,Phisik, Naturgeschichte etc. verfertigt. Man verwarf den bisher so beliebten, und dem Staat so nachtheiligen Grundsatz, alle Schüler für den geistlichen Stand herzurichten, und schaffte daher auf einigen Schulhäusern die theologischen Studien gänzlich ab."

(ann. 43 f.)


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