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Dokument 6

Klage Weillers über das Verhalten Niethammers 7.4.1810

(falsch eingeordnet im Akt BayHStA MInn 23628)
 
 

Allerdurchlauchtigster, großmächtigster König!

Allergnädigster König und Herr!

Ganz wieder meine Neigung, welche durch den vorigen Fried(en) an der hiesigen Studienanstalt um so verwöhnter geworden ist, - und im Gefühle des Schmerzens über den Verlust der Zeit, die mir zu schönen Geschäften so nothwendig wäre, muß ich schon wieder gegen den Mann klagen, der in seiner Leidenschaft gegen mich kein Maß kennt: gegen den Oberstudienrath Niethammer. Ich schwieg seit meiner vor sechs Monaten gegen ihn übergebenen Klage zu allen seinen weiteren Machinationen. Ich erwartete, daß ihm Zeit und Ruhe - von meiner Seite - zur Besinnung verhelfen würden. Allein ich täuschte mich. Er nimmt mein Schweigen für Furcht, und kann, wie ich jetzt sehe, gar nicht müde werden, mich zu hassen. In der Deutung meines Charakters irrt er sich nun aber ganz gewaltig, denn gerade die Furcht ist es, wovon ich von Jugend auf am wenigsten geplagt wurde, und auch jetzt noch um so weniger eine Anwandlung fühlen kann, als ich mir einerseits Nichts vorzuwerfen habe, und andererseits allein, - ohne alle Familie - auf der Welt dastehe, folglich selbst im äußersten Falle nur für mich zu wagen brauchte, wenn ich gezwungen seyn sollte, zu wagen. Am allerwenigsten kann von Furcht vor ihm die Rede seyn, da ich ja wohl weiß, daß unwahre Menschen auch feige sind, was er durch seine neuerliche Angst ebenfalls bestättiget hat. Er würde daher erstaunen, zu erfahren, wessen ich gegen ihn fähig wäre, wenn ich nur den Eingebungen meines Muths folgen wollte. Allein ich kenne zum Glück den Haß so wenig als die Furcht und habe gelernt, da auch die Aufwallung des Zorns niederzuhalten, wo das Gesetz den weitern Angriffen Einhalt thun wird.

Und sohin rufe ich allerunterthänigst den allerhöchsten Schutz von Euer königlichen Majestät gegen die Leidenschaftlichkeit dieses Mannes auf. ich glaube in dieser Hinsicht, um allerhöchst dero Geduld nicht zu ermüden, von mehreren auffallenden Unredlichkeiten die sich derselbe gegen mich erlaubt, indeß nur zwey - die erste und die letzte - anführen zu dürfen.

Einige Tage nach der vorjährigen Preisevertheilung hatte der Genannte die Keckheit, allerhöchst dero erstem Minister zu sagen: "Ich sey Schuld (an) der geringen Zahl der Theilnehmer an jenem Schulakte gewesen, indem ich die Ankündigung derselben durch den Druck unterlassen habe." - Und diese Ankündigung kann doch in den Blättern jener Tage nachgelesen werden.

Eben so handgreiflich ist die Unwahrheit, durch die er sich gegen den in der akademischen Abendgesellschaft am 17ten dies. ihm gemachten Vorwurf von vernachlässigtem Religionsunterricht zu retten suchte, indem er auch davon die Schuld auf mich warf, - da doch nicht nur mein Vorgänger, Rektor Holzwart, schon mündlich und schriftlich - aber immer vergebens - über diese Vernachlässigung geklagt hatte, sondern auch ich außer mehrern mündlichen und schriftlichen Anzeichen bey andern Gelegenheiten - insbesondere in meinem vorjährigen Hauptberichte durch eine nachdrückliche Stelle - auf dieses Gebrechen der neuen Schulordnung aufmerksam zu machen suchte.

Wenn sich nun dieser Mann von seiner Leidenschaft so sehr verblenden läßt, daß er gegen mich sogar nach den allergröbsten, selbst juridisch leicht erweisbaren, Erdichtungen greift, was habe ich von ihm in jenen Fällen zu erwarten, in welche der juridische Gegenweiß einzugehen nicht im Stande ist, und diese Fälle sind gerade im Erziehungs- und Unterrichtsfache die meisten. Ich bitte daher Euer Königliche Majestät allerunterthänigstgehorsamst, der unendlichen Verfolgungslust dieses Mannes Gränzen zu geben. Er wird in seinem Haße ebensobald muthlos werden, als ihn Euer königliche Majestät wissen zu lassen geruhen wollen, daß Allerhöchst Sie davon mißfälligst unterrichtet sind.

Ich sehe einer allergnädigsten Gewährung meiner allerunterthänigsten Bitte mit voller Zuversicht entgegen. Ich bitte ja nur um Schutz gegen wirkliche Angriffe, und dieser wird mir um so gewisser werden, da meinem Gegner sogar Trost gegen die von ihm bloß eingebildeten geworden ist.

In allertiefster Ehrfurcht verharrend

Euer königl.Majestät

Allerunterthänigstgehorsamster

Kaj. Weiller Direktor